Juli 2012 - Reitertage Hagau
Wieder einmal ist mir die Nervosität anzusehen - sowohl mir als auch meinem Papa. Zusammen gehen wir in den Parcours um ihn anzuschauen, zu besprechen und den Ritt zu planen. Mein damaliger Sportkollege Cocomero kannte seine Aufgabe, daran habe ich nie gezweifelt, nur war der finale Parcours der U21-Serie sehr schwer und für meine Begriffe auch sehr hoch aufgebaut. Aber was soll's - irgendwie werden wir schon durchkommen.
Ich gehe in den Stall zu meinem Pferd, sattel und trense ihn... noch ein letztes Mal putze ich mit einem Handtuch über sein Gesicht, damit er bereit für seinen großen Auftritt ist. Jetzt steige ich endlich auf und wir trotten mit leichter Anspannung zum Springplatz.
Coco merkte, dass er sich heute besonders konzentrieren muss. Das Abreiten und Abspringen war top - ich war beeindruckt, wie mein tolles Pferd mal wieder voll bei der Sache ist. Wir springen noch einen letzten Steilsprung - und jetzt geht's endlich los: ich reite in den Parcours und zeige Cocomero wie immer ein paar Sprünge und die neue Mauer, weil vor ihr hatten wir beide richtig Respekt, vorallem weil Coco kaum darübersehen konnte. Alle meine Freunde, Bekannte und meine Familie haben ihren Platz eingenommen und dann wurde es ganz still - die Start-Glocke läutet...
Das für mich Unglaubliche ist wahr geworden - genau diese Runde war in unserer Laufbahn die Allererste, die mein Cocomero und ich in einem schweren Springen ohne Fehler bewältigen konnten - und dann auch noch zuhause. Gerade aus dem Parcours heraus geritten, merke ich, wie mein ganzer Körper nur noch zittert - vor Freude.
Nachdem diese Prüfung mit Siegerrunde ausgeschrieben ist, war aber noch nichts entschieden - für den Sieg haben wir zwar gute Chancen, aber Cocomero und ich müssen jetzt noch einmal über diese gewaltigen Hindernisse, und das am Besten ohne einen minimalen Fehler.
Also alles von vorne - kurz durchatmen, abreiten, abspringen... mein Papa ist diesmal fast noch nervöser als ich, und das macht die Sache nicht gerade einfacher. Weil Cocomero und ich die Einzigen waren, die fehlerfrei aus der ersten Runde kamen, sind wir auch die Letzten, die in die Siegerrunde reiten dürfen - wir haben die Entscheidung also selbst in der Hand. Ich reite in das Stadion und die Glocke läutet noch einmal...
Ich bin zu Tränen gerührt und kann es noch gar nicht fassen, was wir beide eben geschafft haben - das Schönste an diesem Moment ist noch dazu, dass alle, die mir schon immer den Rücken gestärkt haben, live dabei sind und sich mit uns zusammen freuen.
Cocomero hat in diesen zwei Runden alles gegeben, was er konnte. Er hat für mich gekämpft und nicht einen Moment an mir gezweifelt. Dieser Tag ist ein ganz Besonderer gewesen, und deshalb werde ich ihn auch niemals vergessen. :)